Der Eislauf
Der See ist zugefroren
und hält schon seinen Mann.
Die Bahn ist wie ein Spiegel
und glänzt uns freundlich an.
Das Wetter ist so heiter,
die Sonne scheint so hell.
Wer will mit mir ins Freie?
Wer ist mein Mitgesell?
Da ist nicht viel zu fragen:
Wer mit will, macht sich auf.
Wir geh’n hinaus ins Freie,
hinaus zum Schlittschuhlauf.
Was kümmert uns die Kälte?
Was kümmert uns der Schnee?
Wir wollen Schlittschuh laufen
wohl auf dem blanken See.
Da sind wir ausgezogen
zur Eisbahn alsobald,
und haben uns am Ufer
die Schlittschuh angeschnallt.
Das war ein lustig Leben
im hellen Sonnenglanz!
Wir drehten uns und schwebten,
als wär’s ein Reigentanz.
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
Na, endlich, hör ich hier einige Leser unseres Grafschafter Wochenanzeiger seufzen, da haben wir ja lange drauf gewartet, auf den Sportteil, was ist denn eine gute Zeitung ohne einen Sportteil?!
Genauso ist das, ihr lieben Leser hier alle, und das dachte sich die Frau Chefredakteurin am vorgestrigen Abend auch, als sie zu ihrer hellsten Freude endlich mal wieder im Verlaufe der Wintersport-EM, und hier der Eiskunstlauf-EM 2020 in Graz, das von ihr so heiß geliebte Eiskunstlaufprogramm zu sehen bekam, in diesem Fall die Kür der Paare, bei der die deutschen Paare (ja, es sind zwei dabei gewesen!) Hase/Seegert den 5. Platz und das Paar Hocke/Kunkel den 7. Platz belegten. Gold, Silber und Bronze gingen an jeweils drei russische Paare. Unser Paar vom 5. Platz hätte noch eine Aussicht auf Bronze gehabt, aber nur bei einer fehlerfreien Kür, und das hat am gestrigen Abend nur ein einziges Paar geschafft, alle anderen haben teils heftig gepatzt!
Ja, und bei diesem unverhofften nächtlichen Vergnügen fiel mir das Thema für unsere Sonntagsausgabe ein, nämlich halt der Sportteil mit Eiskunstlaufen, in einer schnellen Redaktionssitzung haben wir hier abgestimmt, einstimmiges Ergebnis: Mach mal, Frau Chefredakteurin!
Na, das ist doch ein Wort, das mach ich doch nur zuuuuuu gerne, denn ich bin eislaufbegeistert seit Kindesbeinen, leider beschränkte sich diese Leidenschaft nur aufs zusehen am Fernseher, denn zum ausüben wäre der Sport unerschwinglich gewesen für meine Eltern, zumal wir auch kein Auto besaßen und die Eissporthallen, in denen man hätte trainieren müssen, alle nicht in der unmittelbaren Nähe meines Zuhauses lagen. Die Leidenschaft hab ich von meiner Mama geerbt, die liebte Eiskunstlaufen auch so sehr, und hat, als wir noch keinen Fernseher hatten, immer bei Nachbarn über uns, mit denen wir auch befreundet waren, geguckt, dazumalen wurde sowas ja noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und sogar, wenn es irgend ging, live übertragen!
Aber welches Kind hat denn nicht genügend Phantasie, um eine Leidenschaft anders auszuleben, wenn es real nicht geht, lach! Wir hatten im Schlafzimmer, in dem viel Platz war, weil ich dort auf einer Schlafcouch als Kind mitschlief, einen herrlich blank gebohnerten Linoleum-Boden, also hab ich mir dicke Wollsocken angezogen, und die waren meine Schlittschuhe damit bin ich dann im Schlafzimmer, pardon, in der hauseigenen Eissporthalle, über das blanke Eis geglitten, hab meine Pirouetten gedreht, den doppelten Rittberger, Toeloop, Axel, Salchow und wie sie alle heißen fehlerfrei aufs Eisparkett gelegt und bin am Ende meiner Kür strahlend an die Bande gelaufen (das Holzfußteil der Ehebetten meiner Eltern, hihihihi!!!) Es war herrlich!
https://de.wikipedia.org/wiki/Spr%C3%BCnge_im_Eiskunstlauf
In meiner Phantasie war ich aber keine Einzelläuferin, ich liebte den Paarlauf, und dazumalen war ja gerade unser deutsches Paar Kilius/Bäumler auf dem Siegeszug durch die Eisarenen, wir konnte es da anders sein, als daß ich mich damit identifiziert habe, zumal ja die Namen der beiden geradezu klassisch für mich waren mit ihren Initialen: Marika Kilius = M K, Hans-Jürgen Bäumler = H-J B, denn mein Mädchenname begann auch mit einem K, und ich war derzeit verliebt in einen Jungen meiner Klasse, dessen Initialen halt wie die von Hans-Jürgen Bäumler waren, der Vorname war sogar gleich!
Was haben meine Mama und ich mit diesem Paar mitgefiebert, und wie oft haben wir uns geärgert, wenn ihre ewigen Konkurrenten, das russische Paar Ludmilla Belousova und Oleg Protopopov, mal wieder den Sieg davon trugen.
Achtet mal auf Oleg Protopopov, wenn er läuft, meine Mama hat da immer so drüber gelacht und gemeint, auf seinem Hintern könne man beim eislaufen einen Wassereimer stellen, der bliebe stehen, lach!
1964 wurden dann Kilius/Bäumler Weltmeister,
das war ein Jubel! Neben Paarlaufen im Eiskunstlauf galt meine Liebe auch dem Eistanzen, und da erinnert ihr euch sicher alle noch an den legendären „Bolero“ von Jayne Torvill und Christopher Dean 1984 bei den Olympischen Spielen in Sarajevo, für den sie neunmal die damalige Idealnote 6,0 in der B-Note für die Präsentation erhielten:
Ist das nicht einfach herrlich??? Da stimmte jeder Schritt, das war so synchron, das war eine Meisterleistung, die wohl so schnell nicht mehr überboten werden kann.
Viel ist ja leider heute im Fernsehen nicht mehr zu sehen von diesem wundervollen Sport, einzig 2018 gab es dann doch mal wieder eine Sternstunde für ein deutsches Paar, bei der ich am Bildschirm live dabei war, nämlich am 15. Februar 2018, bei den Olympischen Spielen, in der Ice Arena von Pyeongchang , als unser deutsches Paar Aljona Savchenko und Bruno Massot, die nach dem Kurzprogramm auf dem 4. Platz standen und eine Medaille eigentlich schon abgeschrieben hatten, mit einer legendären Kür doch noch die Goldmedaille holten!!! Herrlich, sag ich euch! Da heult man einfach mit vor Begeisterung!
Kommen wir nun zur Geschichte des Eiskunstlaufs. Bei Spandau machte man 1897 bei Ausgrabungen den Fund von Knochenschlittschuhen, deren Alter man auf etwa tausend Jahre schätzte, mit diesen ältesten Typen von Schlittschuhen wäre wohl der Kunstlauf noch nicht möglich gewesen. In Holland und England wurde der Eislauf im 14. Jahrhundert ein Volksvergnügen, und zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde es dann auch eine winterliche Körperertüchtigung. Der erste deutsche Eislaufverein wurde 1861 in Frankfurt am Main ins Leben gerufen und der junge Klub führte schon ein Jahr später sein erstes Wettlaufen durch. Als Ende der sechziger Jahre die ersten wirklich brauchbaren Kunstlauf-Schlittschuhe ganz aus Metall gefertigt wurden und nicht wie bisher aus einer Holzschale mit Metallklinge, war der Siegeszug des Kunstlaufens nicht mehr aufzuhalten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eiskunstlauf
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlittschuh
Ein klein wenig wurde dann mein Kindheitstraum doch noch wahr, denn auch wenn ich nicht so klein wie diese Protagonisten hier
auf die Kufen kam, später im Erwachsenenalter hatte ich dann doch auch eigene Schlittschuhe, es gab eine Eislaufhalle in Essen, in der man zu der Zeit, als ich noch auf meiner Bauernhofarbeitsstelle gearbeitet habe, laufen konnte, das war eine Gaudi! Das letzte Mal auf den Kufen gestanden habe ich dann im März 1980, bei einem Besuch bei Verwandten in der Nähe von Stuttgart, da war ich, was ich aber noch nicht wußte, bereits mit Björn schwanger! Vielleicht hat sich das übertragen, lach, er ist auch immer gerne eislaufen gegangen, seine Schlittschuhe sind sogar noch hier
ich hatte die nämlichen in weiß!
Und eventuell kann man diesen schönen Sport ja auch im fortgeschrittenen Alter nochmal wieder zum Leben erwecken, hier hätte ich dazu noch eine 90-jährige anzubieten, die allerdings auch schon in ganz jungen Jahren professionell gelaufen ist, trotzdem finde ich das eine Super-Leistung und bin immer ganz begeistert von dem Video!
Guckt euch auf jeden Fall das Video zum Schluß des Links an, das lohnt sich!!!
Da Sportreporter, und ein solcher bin ich ja heute mit diesem Eintrag, meistens live berichten, hab ich jetzt noch einige Videos von herrlichen Eiskunstlaufsternstunden für euch
und kein Eintrag ohne schöne Bilder, die kommen jetzt zum krönenden Abschluß!
Zu diesem Bild fällt mir ein, daß ich mit Björns Papa mal, noch bevor Björn geboren war, im Schwarzwald in einem Winterurlaub mitten im Wald auf einem zugefrorenen See Schlittschuh gelaufen bin, wir waren die einzigen auf dem See. Romantisch!
Ich liebe diese Bilder!!!
Unschwer am unteren Rand des Bildes zu erkennen, daß es wieder Servietten-Motive sind, nicht wahr? Ich sammel die!
Da es hier sowohl sport- als auch eisbärenbegeisterte Leser gibt, vereinen wir das nun mal, lach!
Und damit schließe ich nun den ersten Sportteil unseres Grafschafter Wochenanzeigers, ihr könnte euch sicher alle denken, daß besonders die Eisbären unseres Redaktionsteams
ihre helle Freude am Wintersport und hier eben auch am Eiskunstlaufen hatten. Aber natürlich auch der Rest der Truppe,
und so wünschen wir euch jetzt allen einen wunderschönen Sonntag, bleibt oder werdet gesund, wir hoffen, es hat euch wieder Freude gemacht!
Habts fein, wünscht euch allen das Redaktionsteam vom Grafschafter Wochenanzeiger!