Du sagst, du wärst so müde wie ein Hund,
so reizbar, krank und hungrig wie ein Hund,
so matt und melancholisch wie ein Hund,
so träge, schläfrig, müßig wie ein Hund.
Doch warum vergleichst Du dich mit einem Hund?
Worin der Mensch geringschätzt einen Hund,
stell ich dich besser gleich mit einem Hund.
Du bist so treu und ehrlich wie ein Hund,
bist unbefangen, lieb, so wie ein Hund,
du bist so klug und tapfer wie ein Hund.
(Sir John Davies
1569 – 1626, engl. Politiker, Anwalt und Dichter)
Lange ist es her, da hab ich euch eine Fortsetzungsgeschichte versprochen, im Eintrag über das telefonierende Pferd der Ponderosa, meiner ehemaligen Arbeitsstelle, wißt ihr noch?
https://mimisdosenoeffner.wordpress.com/2014/06/07/pfingstpferd-buerohund-18613954/
Und es sollte mit den Hunden weiter gehen, und nun lös ich endlich mein Versprechen ein!
Unsere Ponderosa, meine ehemalige Arbeitsstelle, die so nur noch in meiner Erinnerung besteht, beherbergte zu ihren „Gründerzeiten“, also beim Einzug meines damaligen Chefs und Freund, vor allem Katzen. Der erste Hund, der Einzug hielt, sitzt auf dem Bild vor dem mittleren Fenster, hihihi, das war
Sally, eine ganz liebe Mischlingshündin! Ihr Schicksal begann gar nicht gut, sie wurde mit fünf Wurfgeschwistern in einem Karton an unseren Müllcontainern entsorgt. Unsere Kinder (Anm. d. Red.: Meine Arbeitsstelle war die Außenstelle einer sozialen Einrichtung für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten, daher „unsere Kinder“.) hatten zum Glück den Karton samt Inhalt gefunden und waren natürlich hoch entzückt. Sie wußten aber auch, daß eine entsprechende Hundehaltung so nicht erlaubt war, aus Gerechtigkeitsgründen, hat ein Kind einen Hund, wollen alle anderen auch. Daher kamen sie natürlich mit dem Karton zu uns, sie wußten ja von der Tierliebe der „Bewohner“ und hofften hier auf Rat und Tat! Und so wurde Sally der erste Hund meines Chefs, aus dem ganzen Wurf hatten sich die beiden gesucht und gefunden. Den übrigen Wurf haben wir im übrigen hervorragend vermitteln können, und alle Geschwister von Sally haben einen feinen Platz bei lieben Menschen gefunden.
Sally war ein richtig liebes Hundemädchen, sie verstand sich großartig mit Mensch und Tier, von groß bis klein!
Hier mit unserem kleinen Kater Leo, das Bild aus dem Archiv ist bissel klein, ich habs noch mal fotografiert:
Sie konnte springen wie ein Flummy-Ball, hihihi, und ihr liebstes Spiel war „Postsäcke fangen“, Jutesäcke zum verpacken von viel Post, die konnte man zerren, verbellen, jagen, nach springen, und sich genüßlich drauf wälzen! Oder auch drauf schlafen! Kurzum: Das beste Hundespielzeug ever für Sally!
Ihren Chef liebte sie heiß und innig, es gab ein Spiel zwischen den beiden, wenn Chef sich hinsetzte irgendwo und anfing zu jaulen, dann jaulte sie mit und versuchte, ihn dort wegzudrängen, wo er saß, sie war der festen Überzeugung, daß es ihm da nicht gut gehen konnte, weil er so jaulte, und war froh und ganz stolz auf sich, wenn es ihr gelang.
So lebte sie fröhlich mit den vorhandenen Katzen und ihrem geliebten Cheffe, im Nachbarhaus gab es auch noch Hunde, Alf, Peggy und Anka, Schäferhunde, und Buffy, ein niedlicher Mischling, da kommen wir aber später noch zu.
Und eines Tages gab es für Sally ein „Geschwisterchen“, wenn ihr das Bild gleich seht, wißt ihr, warum ich Geschwisterchen in Anführungszeichen gesetzt habe:
Lady, eine schwarze, belgische Schäferhündin, eine sog. „Groenendael“, reinrassig und….aus dem Tierheim!
Mein Chef hat immer gerne Tierheime besucht, und bei einem dieser Besuche fiel ihm Lady auf, und das war Schicksal für beide! Es war nämlich Liebe auf den ersten Blick, ich glaub, er ist dreimal hingefahren, hat immer geschwärmt, aber gemeint, nee, geht ja nicht, noch ein Hund, und wenn er unterwegs ist, na, ihr könnt euch denken, wie es ausging, nicht wahr? Lady hatte Cheffe erobert und zog ein!
Lady war der ungewöhnlichste Hund, den ich je gesehen habe und ich habe auch niemals nachher mehr einen solchen Hund getroffen. Sie hatte eine tätowierte Nummer im Ohr, und durch puren Zufall hat mein Chef herausbekommen, daß sie „schußfest“ ist, sie saß neben ihm, als er am Bücherregal gearbeitet hat, und ein Riesenwälzer ist ihm aus der Hand gerutscht und direkt neben Lady auf den Boden geknallt, sie hat nicht mal gezuckt! Und so sind wir davon ausgegangen, daß sie wohl ein ausgebildeter Wach- und Schutzhund war, zumal sie sich auch „aufstellte“, also von der linken Seite aus hinten um ihren Chef herumlief und sich rechts neben ihm aufstellte! Aber warum gibt jemand so einen gut ausgebildeten Hund ins Tierheim? Des Rätsels Lösung hat uns Lady selbst verraten: Sie war ein absolutes Muttertier! Sie adoptierte alles, was ihr vor die Schnauze kam! Von ganz klein bis ganz groß, mit oder ohne Gegenwehr, lol!
Sie hat sogar die Enten aus dem Teich geholt, das ist wirklich wahr, die Kinder kamen ganz aufgeregt ins Büro und berichteten, Lady würde die Enten jagen, das konnten wir uns überhaupt nicht vorstellen, und als wir nachgesehen haben, hat sie wirklich die Enten gaaaanz vorsichtig mit der Schnauze aus dem Teich geholt und versucht, sie zu „hudern“, begreiflicherweise waren die Enten nicht begeistert. Lady konnte das gar nicht verstehen.
Unsere kleinen Kätzchen durften an ihr Gesäuge, und obwohl „nix“ kam, waren beide Seiten zufrieden, sie durften auf ihr krabbeln, sie knuffen und mit ihr spielen, sie hat nie die Geduld verloren oder mal geschnappt. Sally hatte ein Hundekörbchen, und in ihrem Instinkt, den kleineren Wärme und Geborgenheit zu geben, hat sie immer versucht, sich mit reinzudrängeln, so lange, bis Cheffe ihr ebenfalls einen großen Hundekorb für ihre Größe besorgt hat, Himmel, was war sie stolz, den mußte sie uns allen am anderen Tag sofort zeigen und bewundern lassen, nun hatte sie endlich einen Platz, wo sie alles und jeden drin bemuttern konnte, deren sie habhaft wurde.
Sie selbst ist, als mein Chef sie aus dem Tierheim bekam, von uns nicht bemerkt trächtig gewesen, ein Tierarzt hat zuerst fälschlicherweise wegen ihres ausgeprägten Instinktes auf eine Scheinschwangerschaft getippt, sie hat dann ein einziges Junges in einer Nacht sehr dramatisch auf die Welt gebracht, leider war es tot. Es war so ein niedlicher schwarzer Rüde, und wir waren alle sehr traurig. Ihren ausgeprägten Mutterinstinkt hat sie auch danach nicht verloren, im Gegenteil.
Wo immer ihr Chef auch hinging, Lady folgte ihm auf Schritt und Tritt, selbst bis auf „stille Örtlichkeiten“, hihihi! In der kleinen Stammkneipe, die wir hin und wieder mal besuchten, lag sie immer selig schlummernd trotz allem Lärm unter dem Tisch, stand Cheffe auf, stand sie auch auf, in all dem Lärm, der sie nicht störte, hörte sie das! Einmal hat sie sich bei so einem Besuch unter einen kleineren Tisch bissel an der Seite gelegt, und dann beim aufstehen den Tisch gleich mitgenommen, war ein herrliches Bild!
Mein Chef besuchte zu der Zeit im Rahmen einer zweiten Ausbildung nochmal die Uni, und während seiner Abwesenheit haben wir, und in der Hauptsache ich, auf die Hunde aufgepaßt. Bei Sally war das kein Problem, die wuselte fröhlich durch die Gegend und man konnte auch fein mit ihr Gassi gehen, bei Lady war das ein mittelprächtiges Drama!
Ablauf: Chef macht sich fertig zur Uni, kommt mit Lady und Sally von oben ins Büro unten, Sally wuselt durch die Räume, Lady „klebt“ an ihrem Chef. Chef verabschiedet sich, sie blieb dann auch, aber anfangs mußten wir zeitweilig die Türe abschließen, weil sie, groß und stark wie sie war, die Türe aufklinken konnte. Später bezog sie nach dem Abschied von Chef sofort ihre Position
von dem Tisch aus konnte sie auf die „Fahrstraße“ gucken, von wo aus Cheffe wieder kommen würde. Sally leistet ihr da gerade nur zufällig Gesellschaft.
Änderung der Position, wir legen uns auf den Tisch, ist bequemer!
Hier blieb sie liegen, bis am späten Nachmittag oder Abend Cheffe wieder kam, sie ließ mich zwar mit ihr Gassi gehen, aber sehr wiederwillig und nur zum eben Geschäft machen und gaaaanz schnell wieder heim. Später, als ich selbst bereits mit Björn schwanger war, ging sie ausgiebiger mit mir raus, ob sie meinen Zustand „ahnte“ und ich in ihrer innerlichen Rangordnung damit aufgestiegen bin, weiß ich nicht, aber wir haben damals schöne, lange Spaziergänge gemacht.
Bei einer längeren Abwesenheit über ein Wochenende, zu dem Chef sie nicht mitnehmen konnte, habe ich sie bei uns zuhause gehabt, sie hat es akzeptiert, aber ich glaube, richtig wohl gefühlt hat sie sich nicht. Wir hatten ihr im Flur eine Decke hingelegt, mit Blick ins und aufs Schlafzimmer, sie hat aufrecht gesessen in der Nacht, bis sie meinte, wir schiefen, erst dann hat sie sich auch hingelegt. Als ich sie am Montagmorgen dann wieder mit zur Arbeit und zu ihrem Cheffe genommen habe, hab ich die ganze Zeit im Rückspiegel nur ihren großen, schwarzen Hundekopf gehabt, hihihi, sie wollte um keinen Preis verpassen, wann wir ankommen, lach!
Nachdem Björn geboren war, haben Freunde eine kleine Feier für uns veranstaltet, zu der auch mein Chef mit Lady eingeladen war. Björn hatten wir im großen Kinderwagenoberteil zum schlafen bei den Freunden ins Schlafzimmer gestellt, er war da so drei Monate alt, und natürlich mußte Lady mein „Junges“ gucken, ich war natürlich dabei, bissel besorgt ist man ja doch bei so einem großen Hund, sie hat geguckt, gaaanz vorsichtig mal geschnüffelt, und hat sich dann vor das Kinderwagenteil gelegt! Ohne Chef! Und wich und wankte nicht! Bewachte mein Kind! So gut, daß sie sogar mich zuerst angeknurrt hat (was sie ganz selten tat, knurren!), als ich an mein Kind wollte! Sie hat dann ihren „Irrtum“ schnell erkannt und blieb fortan den ganzen Abend in meiner Nähe!
Der Kontakt zu meiner Arbeitsstelle ist eigentlich nie ganz abgerissen, und als Björn später schon größer war und laufen konnte und wir mal wieder dort waren, da durfte er immer auf ihr reiten, das war so ein herrlicher Anblick, leider gibt es da keine Fotos von, der kleine Kerl auf dem großen schwarzen Hund, der geduldig mit ihm durch die Gegend lief. Wenn er runter wollte, blieb sie stehen und wartete, bis er runtergeklettert war.
Das war Lady, ich werde sie niemals vergessen. Sie ist alt geworden und hat später mit ihrem und meinem Chef in einem herrlichen alten Bauernhaus gelebt, wieder mit vielen Tieren. Nun ist sie schon lange im Hundehimmel, und ich denke so oft, das, was mich so traurig gemacht hat, nämlich meinen Chef und Freund schon so früh im Alter von 58 Jahren zu verlieren, das hat sie „dort oben“ glücklich gemacht, sie hatte ihren Chef wieder, sie sind wieder vereint! Die Geschichte vom auslaufen des Schiffes, auf der einen Seite der traurige Abschied, auf der anderen das glückliche Wiedersehen!
Aber traurig soll dieser Eintrag nicht zu Ende gehen, wir hatten ja noch mehr Hunde
Alf mit seinen Jungen, die Mama Anka und die Tante Peggy,
und Buffy!
Aber da kommt dann noch eine Fortsetzung, da gibt es auch noch einiges an feinen Geschichten, könnt ihr euch schon mal vorfreuen, hihihi!
Sally und Lady
sagen dann mal tschüß und wir,
Mimi und ich, wünschen euch einen ganz wunderschönen Sonntag mit hoffentlich einem solchen Speckwetter, wie wir es am Samstag hatte. Mimi hat sogar schon Balkonien „geprobt“, aber auch davon später mehr!
Habts fein!