
Der Rose süßer Duft genügt,
du brauchst sie nicht zu brechen.
Und wer sich mit dem Duft begnügt,
den wird der Dorn nicht stechen.
(Friedrich von Bodenstedt)
Ein bißchen mehr Friede und weniger Streit,
ein bißchen mehr Güte und weniger Neid,
ein bißchen mehr Wahrheit immerdar
und viel mehr Hilfe bei jeder Gefahr.
Ein bißchen mehr „wir“ und weniger „ich“,
ein bißchen mehr Kraft, nicht so zimperlich –
und viel mehr Blumen während des Lebens,
denn auf den Gräbern, da sind sie vergebens.
(Nach Peter Rosegger)
Ein Album ist des Menschen reines Leben,
das aufbewahrt in Gottes Händen bleibt,
ein leeres Blatt wird jeglichem gegeben,
und jeder ist nur, was er darauf schreibt.
(Ernst Freiherr von Feuchtersleben)

Das Poesiealbum, auch Freundschafstbuch genannt, ist ein fest eingebundenes, oftmals quadratisches Buch im Format von etwa 16 x 16 cm mit weißen Seiten, in das Zitate in Form von Reimen und Verse eingetragen werden können, Zeichnungen, Ornamente, Bilder, Fotos und Oblaten zieren die Zitate oft. Das Poesiealbum erinnert an Menschen, mit denen der Lebensweg oder Abschnitte davon geteilt wurde.
Am Ende des 16. Jahrhunderts entstand der Brauch, guten Freunden Namen, Wappen und Wahlspruch in das Stammbuch zu schreiben. Im 18. Jahrhundert kamen zu den Sinnsprüchen auch Widmungen und viele Zeichnungen. Im Laufe der Zeit wurden aus den Stammbüchern Erinnerungsbücher. Die Blütezeit erlebte das Poesiealbum im 19. Jahrhundert, als Mitglieder der literarischen Zirkeln sich gegenseitig mit Versen und künstlerischen Beiträgen in eigens dafür angelegten Heften „verewigten“.
Seit 1950 waren Poesiealben zum Teil mit einfachen kleinen Schlüsselchen verschließbar, es galt unter Kindern als Vertrauens- und Freundschaftsbeweis, sich eintragen zu dürfen.
Die Verse wurden durch Weitergabe des Albums an Mitschüler, Lehrer, Freunde und Verwandte gesammelt. Jedem Eintrag stand eine Seite, meist die rechte, zur Verfügung. Die linke Seite diente der künstlerischen Gestaltung. Beliebt waren Glanzbilder, Scherenschnitte und Glitzerbilder, später auch Sticker.
In den Einträgen wurden Handschriften und Schönschriften geübt, und der Geschmack bei der Auswahl von Texten.
Die Beliebtheit der Poesiealben ist stets einem Modetrend unterworfen.
Heute hat sich der Gebrauch der Alben auch durch eine zum Teil vorgefertigte Gestaltung seitens der Hersteller wieder gesteigert.
Eine Weiterentwicklung des Poesiealbums ist das Freundschaftsbuch, darin können Fotos, Hobbys, Lieblingslieder usw. eingefügt werden.
(Quelle: Wikipedia)
Das Poesiealbum!:D Wie viele Generationen haben diesen Brauch gepflegt, wie viele „alte Kinder“ besitzen heute noch ihr Album aus Kindertagen!
Und da die Zeit des Herbstes eine Zeit ist, in der man sich wieder nach „innen“ zurückzieht, ist dies an trüben, nebeligen und regnerischen Tagen eine wunderschöne Gelegenheit, in den erinnerungsträchtigen Alben zu blättern!:yes:
Ich hatte mein Poesiealbum schon einmal erwähnt, beim Eintrag meines Klassentreffens im letzten Jahr, in dem wir alle mit Freude und emotionaler Erinnerung in unseren Alben geblättert haben!:yes:
Und uns erinnert haben an die Stationen unserer Schulzeit und des weiteren Lebensweges, begleitet von lieben Menschen, die sich alle in unserem Poesiealbum „verewigt“ hatten!
Das ist mein Poesiealbum

in das ich auf die 1. Seite folgenden Eintrag schrieb, gemäß der damaligen Gepflogenheit!:))

Und in diesem Album ist natürlich auch der Spruch vertreten, der diesem Eintrag den Titel gab: „In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken!“, meist tatsächlich verteilt auf die vier Ecken einer Seite!
Meine Mitschüler haben sich darin verewigt

mit soooo schönen Glanzbildern auf der gegenüberliegenden Seite!
Und Menschen, die meinen Lebensweg ein Stück weit begleitet haben, wie zum Beispiel diese Dame

die einen Kiosk in der Nähe meiner Schule betrieb, und bei der wir nach Schulschluß alle regelmäßige Gäste waren, um Süßigkeiten zu kaufen oder die beliebten Glanzbildchen, die für die Poesiealben benötigt wurden.
Jedem von uns hat sie einen Sinnspruch ins Album geschrieben, und jedem auf der linken Seite eine Zeichnung angefertigt, jedem eine andere, wie man sieht, künstlerisch sehr begabt! Wir waren alle so stolz darauf!:yes:
Natürlich haben sich auch Eltern, Lehrer und Verwandte eingetragen, mein Vater zum Beispiel mit einem Spruch, der zeigt, daß er seine kleine Tochter gut kannte, und der bis heute seine Gültigkeit nicht verloren hat!:oops:
„Glaube mir, du hast viel getan, wenn du Geduld gewöhnst dir an!“
Und meine Mutter hat ihrer Tochter einen Sinnspruch mit auf den Lebensweg gegeben, nachdem sie stets gehandelt hat und meist gut damit gefahren ist! Auch mir hat er sehr oft geholfen!
„Ehe du in deinem Leben,
fest auf einen Menchen baust,
geh mit Sorgfalt ihm entgegen
eh du dich ihm anvertraust.
Schau ihm fest und tief ins Auge,
ob stets offen ist sein Blick.
Denn des Menschen Herze trüget,
doch das Auge trüget nicht.“

Und wer von euch kennt nicht die allseits beliebten Sinnsprüche, wie
„Rosen, Tulpen, Nelken
alle drei verwelken,
Stahl und Eisen bricht,
aber unsere Freundschaft nicht.“
oder
„Hinter einem Eisengitter
liegt ein Herz und weint so bitter,
heb es auf, zerbrich es nicht,
denn es heißt Vergißmeinnicht!“

Es ist etwas sehr eigenes um Poesiealben, plötzlich steht die Zeit wieder vor uns, und die Gesichter sind wieder da! Und das alles wird von Generation zu Generation weitergegeben!
Denn alle hatten sie ein Poesiealbum!

(v.links: meine Großmutter, meine Mutter, meine Großtante aus Höxter, die Schwester meiner Großmutter, und vorne ich)
Ich war schon selber einige Jahre Mutter, als mein Sohn mein Poesiealbum entdeckt hat, zu dem Zeitpunkt waren die Freundschaftsbücher modern, und er hatte auch eines, und wollte halt das von Mama sehen, er fand die Sprüche zum größten Teil zum totlachen! Aber er hatte sich gemerkt, mit welch glänzenden Augen die Mama die schönen Glanzbildchen betrachtet hatte, und von einen Klassenausflug ins Sauerland hat er der Mama mehrere Bögen Glanzbildchen mitgebracht, oben sind schon einige eingestellt, guckt mal, wieviele schöne noch!:yes:







Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie ich mich gefreut habe!
Ich hab noch mehr zum Poesiealbum gefunden, diesen Link hier zum Beispiel, Poesiealben als Zeitspiegel!
http://www.bnmsp.de/home/e.huber/schulmuseum/poesiealbum/
oder eine feine kleine Kurzgeschichte von Ingrid Drewing, „Das dunkelbraune Poesiealbum“
http://www.e-stories.de/view-kurzgeschichten.phtml?26495
Ich hoffe sehr, die kleine Zeitreise hat euch wieder Freude gemacht, und mit einem kleinen, etwas „deftigen“:)) Sinnspruch von einer Tante von mir in meinem Album möchte ich euch in ein hoffentlich wunderschönes Wochenende entlassen!
„Gott gab uns nur einen Mund,
weil zwei Mäuler ungesund.
Mit dem einen Maule schon
schwätzt zuviel der Erdensohn.
Wenn er doppelmäulig wär,
fräß und lög er auch noch mehr!“
(Nach Heinrich Heine)
Das ist das Original:
Gott gab uns nur einen Mund,
weil zwei Mäuler ungesund.
Mit dem einen Munde schon
schwatzt zuviel der Erdensohn.
Hat er jetzt ein Maul voll Brei,
muß er schweigen unterdessen;
hätte er der Mäuler zwei,
löge er sogar beim Fressen.
(Heinrich Heine)
:wave: