Kindheit
Es wäre gut viel nachzudenken, um
von so Verlornem etwas auszusagen,
von jenen langen Kindheit-Nachmittagen,
die so nie wiederkamen und warum?
Noch mahnt es uns : vielleicht in einem Regnen,
aber wir wissen nicht mehr was das soll;
nie wieder war das Leben von Begegnen,
von Wiedersehn und Weitergehn so voll
wie damals, da uns nichts geschah als nur
was einem Ding geschieht und einem Tiere:
da lebten wir, wie Menschliches, das Ihre
und wurden bis zum Rande voll Figur.
Und wurden so vereinsamt wie ein Hirt
und so mit großen Fernen überladen
und wie von weit berufen und berührt
und langsam wie ein langer neuer Faden
in jene Bilder-Folgen eingeführt,
in welchen nun zu dauern uns verwirrt.
(Rainer Maria Rilke)
Lange angekündigt, endlich kommt er: Meine Kindheitserinnerungen an die Sommerferien in Höxter Teil II.
Beim ersten Teil habe ich euch ein wenig vertraut gemacht mit Höxter selbst und der schönen Umgebung samt den dazugehörigen Sehenswürdigkeiten!
In diesem Teil geht es um meine eigenen Erinnerungen, die Bilder, Gerüche, Gefühle, die entstehen, wenn ich zurückwandere in diese schöne Zeit, wohl die schönste meiner Kindheit!
Das „sichere Land der Vergangenheit“ (Th. Storm), wie schön ist es, dorthin zu reisen, alles unverändert zu finden, das gibt es nur in unseren Erinnerungen, „das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können!“ (Jean Paul)
Meine liebe Tante Finchen (eigentlich meine Großtante!) wohnte in einer sehr schmalen, kleinen Gasse in Höxter, in einem ganz alten Fachwerkhaus, die Nachbarn im Nebenhaus konnte man morgens durch das Fenster per Handschlag begrüßen,88| so eng standen sie zusammen!
Und auf der Straße Kopfsteinpflaster!:>>
Und zwei Häuser weiter mein absolutes Kindheitsparadies, ein Bauernhof!:yes:
Mit allem, was dazugehört, Schweine, Pferde, Hühner, Hunde,Katzen und Kaninchen!
Während der Ferienzeit war ich das 4. Kind im Hause, die älteste Tochter war in meinem Alter, herrlich zum Spielen, und sie hatte noch zwei kleinere Brüder, die haben wir meist sehr erfolgreich abgehängt!:))
„Meine“ Hunde:
den Namen des Hundes weiß ich nicht mehr, aber er war ein feiner Schäferhund!
das ist Iko, ein Collie, ich durfte sogar mit ihm spazieren gehen, es durften uns nur keine Katzen begegnen,:no: dann konnte man ihn nicht mehr halten, zumindest ich nicht!88|
Die Pferde waren, wie damals üblich, zur Arbeit da, da sie im Umgang auch ein bissel heikel waren, war es uns streng verboten, in ihre Boxen zu gehen, und so ist es mir gelungen, ein einziges Mal den Bauern, der mich eigentlich sehr mochte, sehr böse zu machen und mir einen nicht gelinden Anpfiff einzuhandeln,:oops: als ich auf dem Pferderücken thronend auf den Hof geritten kam, ich hatte die offene Box dazu benutzt, über das Gatter kletternd den Pferderücken zu erreichen, na, und losgelaufen ist der Zosse dann ganz alleine!:)) Ich fand es toll, das Pferd auch, der Bauer nicht!:no:
Gegenüber dem Haus meiner Tante gab es damals auch noch einen Hufschmied, das „kling-klang“ des Schmiedehammers werde ich wohl nie vergessen, ich würde es heute noch überall raushören!
Ein sehr beliebter Aufenthaltsort war auch der Schweinestall, vor allem, wenn es Nachwuchs gab! Wie niedlich sind so kleine Schweinchen!
Ich bin ja ein Einzelkind und hatte keine Geschwister, daher war ich immer sehr stolz und glücklich, wenn ich die kleine Tochter der Nachbarn einer anderen Tante von mir ausfahren durfte, sie hieß Elke und war damals noch ein Baby!:yes:
Herrlich war es natürlich auch immer, an der Weser zu spielen oder spazieren zu gehen, ich konnte zwar nicht schwimmen, aber da waren meine Eltern immer in der Nähe, und eigentlich war ich da auch immer sehr vorsichtig, vor dem Wasser mit seinen Strudeln hatte ich Respekt!
Und ich liebte die Raddampfer, die immer so feine Wellen machten, wenn sie durchfuhren!:yes:
In heißen Sommern haben wir natürlich auch die Füße ins Wasser gesteckt, guckt ihr
und mit großem Vergnügen bin ich natürlich immer mit meiner Mama ins Schwimmbad gegangen!
links ist mein alter Teddy Bernhard, und rechts ein Pfirsich, ich meine, so gute wie damals gibt es heute nicht mehr, schon der Geruch! Und die Samthaut, da hab ich immer eine Gänsehaut bei bekommen!;D
Es gab aber noch etwas, was wir an der Weser noch gemacht haben, kennt ihr noch die Wäschebleiche?:??: Ursprünglich wurden da ja die entsprechenden weißen Laken nach der Wäsche wirklich auf der Wiese ausgebreitet, um in der Sonne zu „bleichen“, also schön weiß zu werden, (Karottenflecken kriegt man übrigens tatsächlich mit Sonne raus!) aber zu meiner Kinderzeit wurde die Wäsche schon an Pfählen, zwischen denen Leinen gespannt waren, aufgehängt und getrocknet und eben gebleicht!
Wie gut die Wäsche roch, wenn sie so sonnen- und windgetrocknet war!
Und wo wir bei Gerüchen sind: Ich liebte die Drogerie in Höxter, in der es immer so herrlich nach Sonnencreme und Parfüms roch! Wenn ich daran denke, habe ich den Geruch wirklich in der Nase!:yes:
Oder der Geruch nach Hefe bei den Bäckern, wenn wieder plattenweise Zuckerkuchen gebacken wurde!:yes:
Ein Geruch wird mir auch unvergeßlich bleiben, und daß ist der der diversen Spielzeugläden, deren es zwei wunderschöne in Höxter gab damals! Beschreiben kann man ihn eigentlich gar nicht, aber richtige Spielzeugläden riechen heute noch so!;D
Wie hab ich sie geliebt! Ich hab immer mein Taschengeld gespart, und durfte mir dann in den Ferien immer was feines kaufen, und wie kann es bei mir anders sein, ich liebte Steifftiere, und hab mir jedes Jahr eines mitgebracht, im Laufe der Zeit ist es eine feine Sammlung geworden, die ich heute noch besitze::yes:
Mein Pudel Snobby
ist heute auf den Tag genau 53 Jahre alt geworden (ein stolzes Hundealter!), mein Geburtstagsgeschenk zum 8. Geburtstag, den ich in Höxter gefeiert habe, von meinen Eltern!:D
Ich hatte euch in einem früheren Eintrag ja schon mal von meiner feinen Puppentragetasche berichtet, in der mein Teddy Bernhard immer mit nach Höxter gereist ist, da gibt es nun auch ein Bildchen von!
Sie war weiß mit gelben Streifen (was man nicht alles behält!):))
Neben mir, das ist meine Tante, bei der wir wohnten!
Wenn mein Papa in seinem Urlaub mit uns reisen konnte, hab ich mit ihm immer feine Ausflüge und vor allem sooooo schöne Waldspaziergänge gemacht, z.B. zum Rodeneckturm:
Ich stell auch nochmal das „Fotografenbild“ mit meiner Mama ein,
da kann man das von meiner Mama selbstgestrickte Sonntagskleidchen so fein drauf sehen, und dann gibt es auch noch eines von Monika im Sonntagsstaat!:))
Was mir noch eingefallen ist, ist der Wochenmarkt in Höxter, ein Rausch von Farben und Gerüchen, und für mich am allerschönsten: Es wurden dort auch Gänse, Hühner und Enten verkauft, und natürlich auch deren Küken, da konnte ich gar nicht genug von bekommen, all die kleinen, flauschigen Federbällchen, wunderschön war das!:D
Ich könnte eigentlich noch stundenlang weiter erzählen, aber ich möchte mir einige hübsche Sachen und schöne Erinnerungen noch für einen späteren Zeitpunkt verwahren, für heute soll es genug sein!
Ich hoffe sehr, es hat euch wieder Freude gemacht, mich auf meinen Erinnerungs-Spaziergängen zu begleiten, und vielleicht hab ich auch wieder die eine oder andere Erinnerung bei euch angeschoben!;)
Es wird noch einen dritten Teil geben, der wird dann aber literarisch, soviel sei schon einmal verraten: Es geht um ein Gedicht (wie könnte es anders sein, hihihi!:))) und die Benediktiner-Abtei Corvey bei Höxter/Weser!
Und deshalb kommt jetzt auch noch ein kleines, feines Gedicht!
Die sonnige Kinderstraße
Meine frühe Kindheit hat
auf sonniger Straße getollt;
hat nur ein Steinchen, ein Blatt
zum Glücklichsein gewollt.
Jahre verschwelgten. Ich suche matt
jene sonnige Straße heut,
wieder zu lernen, wie man am Blatt,
wie man am Steinchen sich freut.
(Joachim Ringelnatz)
Habt einen wunderschönen Donnerstag!
:wave: